Johanniskraut

(Hypericum perforatum) mit Rezepten

Das sonnige Johanniskraut ist mit einer persönlichen Familientradition verbunden, schon meine Großmutter setzte das aromatische, rote Heilöl für uns an.

Johanniskraut wird seit Jahrtausenden heilkundlich verwendet. Schon Hippokrates kannte seine entzündungshemmende Wirkung. Johanniskraut war die Lieblingspflanze des Paracelsus, der sie „Perforata“ nannte.

Name: Das echte Johanniskraut, Hypericum perforatum, trägt seinen Namen auf Grund einer Besonderheit: Wenn man die Blütenblätter gegen das Licht hält, sehen sie perforiert aus, wie mit einer Nadelspitze durchstoßen. In Wirklichkeit sieht man winzige, lichtdurchlässige Drüsen, in deren Blattgewebe Harz und ätherische Öle eingelagert sind. Die dunklen Pünktchen enthalten den rötlichen Farbstoff Hypericin.

Inhaltsstoffe: Hypericin (roter Farbstoff), Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe

Botanik: gehört zur Familie der Hypericaceae (Johanniskrautgewächse) mit weltweit ca. 400 Arten.

Vorkommen: auf lichtvollen, sonnigen Standorten wie Wiesen oder Weg- und Waldrändern.

Erntezeit: Juni – August

Wirkung – innerlich: als Tinktur, homöopathische Verreibung oder Tee. Johanniskraut verbessert im Organismus die Lichtaufnahme und wirkt damit „aufhellend“, also antidepressiv (NW: photosensibilisierend, d.h. Überempfindlichkeit gegenüber Licht). Hilfreich bei Angstzuständen, Schlafstörungen und nervöser Unruhe.

Wirkung – äußerlich: als Öl oder Tinktur. Antiviral, antibiotisch (v.a. Staphylococcus aureus), heilend bei Schnitt und Schürfwunden, zur Narbenpflege, bei Prellungen, Nervenschmerzen und rheumatischen Beschwerden. Auch zur Pflege sehr trockener Haut.

Volkskunde: Johanniskraut, der „Sonnenkönig der Pflanzenwelt“ galt schon immer als Symbol des Lichtes. Daher war das Sonnwendkraut eine mächtige Pflanze im Pflanzenkult der Sonnwendfeier. Im Rahmen der Christianisierung wurde das Sonnwendfest Johannes dem Täufer gewidmet, damit wurde aus der Sonnwend Johanni und unser Kraut erhielt den Namen Johanniskaut.

Das Jahr erreicht am 21. Juni seinen Höhepunkt, zur Sommersonnenwende. Sie markiert den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Sonnwendfeiern dauerten früher mehrere Tage, das Geburtsfest Johannes des Täufers wurde auf den 24. Juni gelegt und das uralte Fest erlangte eine christliche Bedeutung. Ein Großteil der Bräuche wurde auf Johanni übertagen (aus Sonnwende und Mittsommer wurde Johanni).

Das Ritual der Sonnenwende

Mit mächtigen Feuern feierte man die Sonnenwende. Die Sonnwendfeuer wurden am Vorabend des Johannistages entzündet, wenn die Sonne am Horizont verschwunden war. Sie sollten die Sonne im Kampf gegen den Winter stärken, die Luft reinigen und eine gute Ernte sichern. Die Kohlenreste des Sonnenwendfeuers wurden über die Felder verstreut, um sie fruchtbar zu machen. Als Fruchtbarkeits- und Reinigungsritual wurden die Feuer umtanzt und umsprungen.

Sonnwende

Die Feuer flammen in stiller Nacht

An roten, schimmernden Gipfeln.

Johanniskäferchen halten Wacht

In Hecken und Büschen und Wipfeln.

Sebastian Wieser

Die Sommersonnenwende galt als beste Zeit zum Sammeln von Kräutern, da die Kraft der Kräuter hier ihren Höhepunkt erreicht. Man sammelte sie entweder mittags zwischen 11 und 12 Uhr oder in der Nacht vor dem Johannisfest zwischen 23-24 Uhr. Die Kräuter, die traditionell zur Sonnwendzeit geerntet wurden, nannte man Johanniskräuter und die Frauen, die sie sammelten, Johannisweiblein. Die „Johanniskräuter“ variieren von Region zu Region, aber einige Arten gehören immer dazu: Arnika, Beifuß, Wiesenmargerite, Eisenkraut, Holunder, Quendel, Kamille. Am Vorabend vor Johanni band man aus diesen Kräutern Kräuterbüscherln. Als zentrale Blume wird vielerorts die Königskerze verwendet. Zudem verwendet man Hasel und Eichenzweige, Klee, Gänseblümchen, Schafgarbe, Klatschmohn, Kornblume, Rittersporn, Glockenblume und Wiesenknopf.

Die Zusammensetzung der Kräuterbuschen variiert je nach Region und Jahr, der Zahl Neun begegnen wir jedoch immer wieder. Neunerlei Kräuter finden wir in der Gründonnerstagssuppe oder im Himmelfahrtsbuschen und mit neunerlei Hölzern entfacht man die Sonnenfeuer.

Mit dem Sonnwendbüschel holen wir die Sonne ins Haus!

Johanniskraut Rezept

Johanniskrautöl

Zutaten für 1 Glas

  • 0,5 l reines, biologisches Olivenöl
  • 80g frisches Johanniskraut, vornehmlich ungeöffnete Blüten
  • ein braunes Glas mit weitem Hals

Zubereitung

  1. Johanniskraut zur Zeit der Sommersonnenwende vornehmlich mittags ( zwischen 11-12 Uhr) ernten. Die Blüten und Samenkapseln klein schneiden, in ein braunes Glas geben und mit bestem Olivenöl übergießen, bis alles bedeckt ist.
  2. Das Glas mit einer Baumwollkompresse verschließen, damit in den Kräutern verbliebenes Wasser entweichen kann. Das Glas 3 Tage der direkten Sonne aussetzen, dann für weitere sechs Tage an einen halbschattigen Ort stellen.
  3. Nach 3 x 3 Tagen ist der Auszug fertig und das Öl kann durch ein feines Sieb abgefiltert werden.

Mit Hilfe der magischen 3 haben wir ein hochwirksames Sonnenheilmittel hergestellt.

©Bildcredits Rezeptbild: GREENSCAUT