Königskerze

(Verbascum densiflorum) mit Rezepten

Die majestätische, pyramidenförmige Heilpflanze mit ihren leuchten gelben Blütenständen steht von Juli bis September in voller Blüte. Die Königskerze liebt Sonne und Wildnis und gedeiht auf trockenen, kargen und sonnigen Böden – an Wegrändern, Brachflächen, Steinbrüchen und Schotterfluren. Hummeln, Bienen und Schmetterlinge lieben die Königskerze – als Nahrungsquelle und Baustofflieferant.

Pflanzengestalt 

Die Gattung Verbascum gehört zur Familie der Braunwurzgewächse. Weltweit gibt es über 300 Arten. Für Heilzwecke kommen drei Arten in Frage:

-die großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum)

-die Filzige oder Windblumen – Königskerze (Verbascum phlomoides)

-die kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus)

-In der Volksheilkunde kommt noch die Schwarze Königskerze (V. nigrum) mit ihren violett gefärbten Staubbeuteln zum Einsatz.

Die Königskerze ist eine zweijährige Pflanze. Aus ihrer spindelförmigen Wurzel entwickelt sich im ersten Jahr eine grundständige Blattrosette mit bis zu 50 cm großen weißfilzig behaarten Blättern. „Wollkraut“ oder „Wollblume“ wird die Königskerze auf Grund ihres dicken „Wollpullovers“ genannt, den sie über ihre großen schleimhaltigen Blätter gestreift hat – so schützt sie sich vor Schneckenbefall und vor zu starker Verdunstung. Im zweiten Jahr schiebt sich aus der Blattrosette der bis zu 2 m hohe Blütenstängel kerzengerade himmelwärts.

Pflanzengestalt – Blüte

Von Juli bis September erfreuen die Blüten das Auge der Bewunderer mit sonnigem Gelb. Zunächst erblühen die unteren Blüten, dass wandert das Gelb hinauf bis zur obersten Kerzenspitze. Die Blüten öffnen sich, einer geheimnisvollen Uhr folgend, jeden Tag zur gleichen Zeit. Sie öffnen sich zwischen 5-6 Uhr und zwischen 9-10 Uhr erstrahlen die Blüten in voller Entfaltung. Um diese Zeit ist auch der Bienenflug am lebhaftesten. Die Blüten besitzen zu dieser Zeit ihre stärkste Heilkraft. Im Laufe des Nachmittags und Abends fallen die Blüten dann zu Boden. Der Blütenstand erblüht nicht auf einmal, sondern Tag für Tag öffnen sich neue Blüten. Es sind bis zu 100 Blüten täglich.

In der Blüte der Königskerze leuchten 5 Staubgefäße, bei den drei kurzgestielten der 5 Staubgefäße kann man einen wollenen Pelz erkennen, einem Bärtchen gleich, worauf sich der Gattungsname der Pflanze bezieht: Verbascum ist abgeleitet vom Lateinischen „barbascum“ bzw. „barba“ (= Bart). Die beiden unteren Staubgefäße sind kahl.

Die Königskerze

Oberon der Elfenkönig
Tanzet mit Titania;
Grillen Heimchen zittertönig
Spielen auf von fern und nah.

Eine schlanke Königskerze
Von dem Boden sproßt empor,
Um sie dreht in leichtem Scherze
Tanzend sich der Elfen Chor.

Und die Elfen, aufzuhüpfen
Mühen sie sich unterm Tanz,
Möchten ab der Kerze strüpfen
Ihrer vielen Lichter Glanz.

Löschen wollen sie das Funkeln,
Daß Titanias strenger Mann
Ihre freien Scherz’ im Dunkeln
Ihnen nicht verheben kann.

Doch die Königskerze hebet
Sich auf Oberons Geheiß
Höher, und zu leuchten strebet
Sie zum Trotz dem Elfenfleiß.

Wie sich auf ein Elfe strecket
Und ihr unten löscht das Licht,
Ist ein neues angestecket
Oben, und er merkt es nicht.

Wann die Morgenlüfte blasen,
Ist verweht der Elfen Spur;
Wo sie tanzten auf dem Rasen
Bleibt ein fahler Kringel nur.

Doch die Königskerze blühet
Höher jetzt und zeiget an,
Wie die Elfen sich bemühet,
Und kein Leides ihr getan.

Friedrich Rückert

 

Die Ernte der Blüten

Die Ernte der Blüten erfordert große Vorsicht, da die Blüten sehr druckempfindlich sind. Zupfen sie die zarten Blüten vorsichtig aus ihren Kelchen. Sie müssen sofort getrocknet werden, am besten in Trocknungsgeräten, da die Blüte andernfalls sehr schnell ihre Farbe verliert und braun wird, bzw. auf Grund ihrer stark hygroskopischen Wirksamkeit rasch faulen kann. Die trockenen Blüten sollten daher möglichst luftdicht gelagert werden.

Die Blüten duften zart, frisch gepflückt bestechen sie durch einen zarten Honigduft. Sie schmecken angenehm mild, leicht süßlich und etwas fruchtig.

Inhaltsstoffe

Saponine, Flavonoide, Schleimstoffe, wenig ätherisches Öl

Wirkung

Schleimlösend, Sekret verflüssigend, Auswurf fördernd, entzündungshemmend, wundheilend, wirkt auf gereizte Schleimhäute beruhigend und reizlindernd indem sie sich wie eine schützende Schleimschicht auf die Schleimhäute legt.

Anwendung

als Tee, Tinktur, Badezusatz, Frischpflanze und Ölauszug.

Als Tinktur verwendet bleibt die Wirkung des Aucubins erhalten, das Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken am Wachstum hindert und zugleich mild fiebersenkend und beruhigend wirkt. Äußerlich werden die Blüten als Badezusatz bei Hauterkrankungen und Hämorrhoiden verwendet, frisch verrieben lindern sie Insektenstiche. Als Ölauszug verwendet man sie bei Wunden und Ohrenschmerzen.

Zwei Wirkstoffe – zwei Zubereitungen

Zwei Inhaltsstoffe der Königskerze – die Saponine und die Schleimstoffe – lösen sich unterschiedlich und werden als Tee verschieden zubereitet: Wollen wir die Wirkung der Schleimstoffe zur Reizlinderung und Beruhigung lösen, übergießen wir die Blüten mit warmem Wasser und lassen den Tee eine Stunde ziehen. Wollen wir einen festsitzenden Husten lösen, zähen Schleim behandeln, dann gießen wir die Blüten mit heißem Wasser auf und lassen 10 min ziehen. Die Saponine lösen sich dann optimal.

Brauchtum und Volksheilkunde

Die Königskerze ist ein fixer Bestandteil der Kräuterbuschen, die zu Maria Himmelfahrt am 15. August geweiht werden. Sie bestehen aus neunerlei Kräutern und werden nach der Weihe getrocknet in Stall und Haus aufgehängt. Sie sollen vor Krankheit schützen, aber auch Feuer, Hagel und Gewitter abwehren. Bei heranziehendem Gewitter warfen unsere Vorfahren einzelne Teile der geweihten Kräuterbüschel ins Herdfeuer – das Haus war somit vor Blitzeinschlägen geschützt. Der Name „Donnerkerze“ oder „Wetterkerze“ erinnert an diesen Brauch.Zur Weihnachtszeit und in den Rauhnächten wurden die Reste der Kräuterbüschel schließlich in Glutpfannen verräuchert, um Dämonen fern zu halten und gesund ins neue Jahr zu kommen. Weiters fand die Königskerze als Fackel in Öl, Wachs oder Harz getaucht, in vielen Feuerritualen Verwendung. (Die Räucherrituale sind von mir hier im Bereich „WISSEN“ bereits in einer eigenen Abhandlung beschrieben; das Ritual zu Maria Himmelfahrt wurde bei der Schafgarbe ausführlich erwähnt.)

 

Vielleicht sind sie ja in der Gegend?

Ich würde mich freuen, sie bei dieser traditionelle Weihe in dieser so wunderschönen Umgebung begrüßen zu dürfen:

Am

15. August 2017 um 14 Uhr

findet eine

Traditionelle Kräuterweihe

auf der Langeralm

statt. (Anfahrt: nach der Mautstation Postalm rechts)

Die Kräuterweihe findet bei jedem Wetter statt!

Die Strobler Goldhauben verkaufen ihre Kräuterbuschen, die vor Ort an der kleinen Kapelle geweiht werden.

Nach der Weihe wird Frau Dr. Stenzel-Schediwy, Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie,

eine kleine Einführung über die Bedeutung der Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt geben.

Im Anschluss erwartet Sie ein kleiner Imbiss auf der Langeralm.

Wir freuen uns, wenn Sie in Tracht kommen.

www.traumfaenger.cc

 

Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden, segensreichen August!

Reizlindernde Hustenteemischung

Hustenteemischung mit Königskerze, reizlindernd

20g Königskerzen-Blüten mit 20g Malvenblüten und 30g Blättern vom Spitzwegerich mischen.

Zerkleinern Sie die Blüten und Kräuter erst kurz vor der Anwendung.

Teezubereitung

  • 1 TL dieser Mischung mit 1/4 l warmem Wasser (70° Grad) überbrühen.
  • Eine Stunde ziehen lassen.
  • Durch einen feinen Teefilter abgießen.
  • Schluckweise trinken.

 

 

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