(Urtica dioica) mit Rezepten
Die Brennnessel, heute oftmals als ungeliebtes Unkraut verkannt, ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt, gepriesen von Heilkundigen der Antike bis hin zu Paracelsus, Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp. Sie birgt eine Fülle wertvoller Inhaltsstoffe für die Naturapotheke ebenso wie für die Küche. Brennnessel reinigt, entgiftet, stärkt und leitet aus – das macht sie zum idealen Begleiter für eine entschlackende und gesundheitsfördernde Kur. In den nächsten Monaten werde ich Ihnen eine Reihe von Pflanzen vorstellen, die jedem von uns im Rahmen einer Frühjahrskur gute Dienste erweisen.
GESUNDHEIT UND FRÜHJAHRSKUR
Zu Beginn möchte ich Ihnen einen Einblick in den Sinn und die Praxis einer Frühjahrskur geben.
Der Sinn einer Frühjahrskur offenbart sich, wenn wir die gesundheitliche Lage der allermeisten Menschen in den Gebieten der Hochzivilisation kritisch betrachten. Es herrscht die allgemein verbreitete Ansicht, dass mit den Jahren Verbrauchserscheinungen unausbleiblich sind und sich deshalb körperliche und geistige Mängel und Beschwerden als natürliche Folge des Älterwerdens einfinden.
Doch es gilt: Alles was ist, ist die Folge von etwas Vorangegangenem. So sind auch ein schlechtes Allgemeinbefinden sowie die Beschwerden und Leiden in den fortgeschrittenen Altersstufen die Resultate unserer Lebensführung – einfach gesagt, das unausbleibliche Ergebnis von Demontagehandlungen an der Gesundheit in vorangegangenen Jahren. Die Natur lässt sich nicht täuschen, sie registriert alles, Gutes wie Schlechtes – und legt eines Tages Rechnung.
WIE STÄRKEN WIR UNSERE GESUNDHEIT?
Dazu möchte ich hier die allerwichtigsten Punkte betrachten:
NAHRUNG
Wie ernähren wir uns?
Sind unsere Nahrung und Ernährung naturgemäß und körpergerecht?
Was sind die so genannten Lebensmittel oder Nahrungsmittel, die wir in der Überzeugung aufnehmen, dass sie unserem Körper geben was er braucht?
Sind das überhaupt Lebensmittel im wahren Sinne des Wortes?
ATMUNG
Ist unsere Atmung richtig und ausreichend?
Die Mehrzahl der Menschen atmet unzureichend oder falsch. Der Körper bekommt zu wenig Sauerstoff und das Kohlendioxid wird ungenügend abgeatmet.
RHYTHMEN
Wie gehen wir mit unseren naturgegebenen Rhythmen um? Beachten wir ihre Ordnung?
Einer dieser Rhythmen ist der Tag-/Nachtrhythmus. Die Nacht gewohnheitsmäßig zum Tag zu machen ist ganz bestimmt kein Gesundheitsbeitrag!
Ein anderer wichtiger Rhythmus ist die Nahrungsaufnahme und Schlackenausscheidung.
Wenn wir das Ausscheiden von Schlacken erschweren, zum Beispiel, indem wir zu wenig trinken, kann sich unser Organismus nicht wohl fühlen.
Da wir unseren Körper wissentlich oder unwissentlich, in verschiedener Weise belasten, sollte es uns ein Anliegen sein, bereits entstandene Schäden und Beeinträchtigungen von Organfunktionen zu beheben. Eine Frühjahrskur kann hier neue Impulse setzen.
FRÜHJAHR – KRAFT UND ERNEUERUNG
Im Frühling erwacht die Natur. Die Energie, die sie in der winterlichen Ruhephase gesammelt hat, wird jetzt überall in der Flora wirksam: es gibt es neue Triebe, Wachstum setzt ein, Blüten entfalten sich.
Die Naturheilkunde hat den richtigen Gedanken gefasst, auch dem menschlichen Organismus zu helfen, Stoffwechselschlacken abzubauen und auszuscheiden und Selbstheilkräfte aktiv werden zu lassen sowie Erneuerungen einzuleiten. Deshalb machen wir eine Frühjahrskur. Sie ist ein pflanzenheilkundliches Verfahren, bei dem wir uns die Kräfte zuführen, die im Frühjahr in den Pflanzen aktiv und pflanzlich gebunden werden und die in uns gleichsam das fortsetzen oder wiederholen, was sie in den Lebensvorgängen in der Pflanze bewirken.
Der Sinn solch einer Kur ist es, den Organismus gleichsam in eine Art Erholungsurlaub zu schicken, ihm Erneuerungskräfte zuzuführen, ihn zu reinigen, die Heilmechanismen zu fördern und bei schon Geschädigten die Heilung zu fördern.
Eine der Pflanzen, die immer zur Frühjahrskur gehört, ist die
BRENNNESSEL
Botanik
Die Brennnessel gehört zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Am häufigsten kommt bei uns die großblättrige Brennnessel vor, die bis zu 1,5 m hoch wird. Sie hat einen vierkantigen Stängel. Die Blütenrispen der männlichen Pflanze stehen waagrecht und tragen winzige, kleine, cremeweiße, vierstrahlige Blütenknospen. Bei Reife und Wärme öffnen sie sich explosionsartig, wirbeln dabei eine kleine Staubwolke mit bis zu 30000 Blütenpollen pro Blüte in die Luft und lassen sich auf der Suche nach ihrem weiblichen Pendant vom Wind davontragen.
Die weiblichen Blüten sind kleiner, dunkelgrün mit einer winzigen weißen pinselartig behaarten Narbe und hängen in einer Rispe vom Stängel herab. Heraus kommen – nach erfolgreicher Befruchtung – kleine bucheckerlförmige, grünbraune Nüsschen, die schwer an den Stängeln hängen. Blätter und Stängel sind überzogen mit einem Heer kleiner Brennnesselhaare, die wie perfekt konstruierte Injektionskanülen gebaut sind. Bei Berührung bricht das kleine Köpfchen an der Sollbruchstelle ab und der Haarstumpf bohr sich in die Haut und injiziert ein Gemisch aus Acetylcholin, Histamin und Ameisensäure. Jeder kennt dieses Nesselgift, das zu juckenden, schmerzenden Quaddeln führt.
Wirkung
Brennnesselkraut wirkt stoffwechselfördernd, harntreibend und harnsäureabführend. Es wird u.a. eingesetzt zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege und bei Hauterkrankungen. Die wassertreibende Wirkung beruht auf einer osmotischen Wirkung durch den hohen Gehalt der Pflanze an Kalium in Verbindung mit reichlich Flüssigkeit.
Die Pflanze wirkt blutbildend durch pflanzlich gebundenes Eisen.
Während der Blütezeit wirkt Brennnessel entzündungshemmend und gegen rheumatische Beschwerden.
Kraut und Samen vitalisieren bei Erschöpfungszuständen, in den Wechseljahren und bei Rekonvaleszenz. Die Samen galten früher als Aphrodisiakum und werden heute als vitalisierende Zutat aufs Butterbrot gestreut.
Die Brennnessel wirkt krampflösend, entzündungshemmend, immunmodulatorisch und verbessert die Beschwerden einer beginnenden Prostatavergrößerung, sowie die Beschwerden bei Reizblase. (in beiden Fällen ist Langzeitanwendung empfohlen).
Inhaltstoffe
Blätter: Kieselsäure, Eisen, Mangan, Kalium,-Kalziumsalze, reichlich Vitamine (A,B,C,K), Acetylcholin, ungesättigte Fettsäuren, Flavonoide, Clorophyll.
Wurzel: Gerbstoffe, Phytosterole, Polysaccharide, Isolektine, Kumarin
Brennnesselhaare: Biogene Amine (Histamin, Serotonin)
Samen: Vit E, essentielle Fettsäuren, Phytohormone
Anwendung
Innerlich: Anregung des Stoffwechsels (Frühjahrskur – Blutreinigung), Spülung der Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen, bei Rheuma, Gicht und Hauterkrankungen, zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengries, bei Erschöpfung und leichter Blutarmut (Anämie)
Äußerlich: als Tinktur bei neuralgischen und rheumatischen Schmerzen
Gegenanzeigen: bei Wassereinlagerungen, verursacht durch eingeschränkte Herz- und Nierenfunktion
Brennnessel, verkanntes Kräutlein, Dich muss ich preisen,
Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
Entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde,
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,
Die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
Als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
Selbst in noch dürft´ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
Nimm´s hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur
Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur.
Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894)
Lassen Sie Ihrem Körper dieses Jahr eine reinigende Kur zukommen. Er wird es ihnen danken!
Ich wünsche Ihnen von Herzen ein kraftvolles Frühjahr!