(Glechoma hederacea) mit Rezepten
Eine Pflanze, die unser Auge als eines der ersten Heilkräuter nach dem Winter in unseren Gärten erfreut, ist der „Gundermann“. Wenn Sie sich erinnern, gehörte er bereits in die Neunkräutersuppe am Gründonnerstag. Ich möchte Ihnen nun diesen wunderschönen Lippenblütler zusammen mit den Maifesten vorstellen.
Der Gundermann oder die Gundelrebe wird auch Erd-Efeu genannt, da seine Ausläufer am Boden „dahinkriechen“. Die Gundelrebe ist eine sehr alte Heilpflanze, die in unmittelbarer Nähe zu Häusern und Siedlungen wächst und ihren Namen auch trägt auf Grund ihrer Heilwirkung bei eiternden Wunden (das altgermanische „Gund“ bedeutet Geschwür, Eiter, Wundwasser).
Wie erwähnt gehört die Gundelrebe zur Familie der Lippenblütler, die viele Heilpflanzen hervorbringt. Die Gundelrebe ist die erste dieser Familie, die im Frühling mit ihrem warmen, erdigen Aroma die Winterstarre überwindet.
Signatur: Roger Kalbermatten hat die Signatur der Gundelrebe meiner Meinung nach einzigartig erfasst, indem er schreibt: „… die Gundelrebe ist keine Einzelgängerin. Sie kommt erst dann ihrem Wesen gemäß zur Geltung, wenn sie Teil eines größeren Ganzen, eines Bestandes von gleichen Pflanzen ist. Die Gundelrebe strebt nicht nach Selbstdarstellung. Sie hebt sich nie vor dem Hintergrund ab, sondern sucht gemeinsam mit anderen die Ausbreitung in die Horizontale. Ihr Wesen ist es mitzuschwingen und den Rhythmen und Kräften der Natur. Welcher Art sind die Kräfte, mit denen die Pflanze in Resonanz tritt? Es sind die Sonnenkräfte, die auf die Verlebendigung der Erde gerichtet sind. So sind denn auch die jungen Blätter am Vegetationsbunt jeweils zu zweien flach aneinander geschmiegt, wie zwei zusammengefaltete, nach oben gerichtete Hände. Die Pflanze ist ausgeprägt warm und von stark erdigem Charakter, ihre Blätter sind im Jungstadium violett-braun überzogen und gleichen sich in ihrer Farbe oft dem rotbraunen Erdboden an…“
Pflanzenbotschaft: Die Gundelrebe befreit vom Einzelkämpfertum. Sie hilft, die starre Idee loszulassen, alles aus eigener Kraft vollbringen zu müssen. Sie überlässt sich vertrauensvoll den schöpferischen und wundertätigen Kräften der Natur und nimmt deren Hilfe dankbar an.
Anwendungsgebiete: langwierige, hartnäckige und zehrende Krankheitsbilder Erkrankungen der Atemwege, Rachenentzündungen, Bronchitis, Asthma, Schnupfen, Schleimhautentzündungen (auch im Mundbereich), zur Unterstützung einer Frühjahrskur und bei Stoffwechselerkrankungen.
Darreichung: als Frischpflanze oder als Urtinktur (1-3 x tgl. 2-5 Tropfen)
Alles neu macht der Mai
Alles neu, macht der Mai,
Macht die Seele frisch und frei
Laßt das Haus, kommt hinaus,
Windet einen Strauß!
Rings erglänzet Sonnenschein,
Duftend pranget Flur und Hain;
Vogelsang, Hörnerklang
Tönt den Wald entlang.
Wir durchzieh’n Saaten grün,
Haine, die ergötzend blüh’n,
Waldespracht neu gemacht,
Nach des Winters Nacht.
Dort im Schatten an dem Quell
Rieselnd munter, silberhell,
Klein und Groß ruht im Moos,
Wie im weichen Schoß.
Hier und dort, fort und fort,
Wo wir ziehen Ort für Ort
Alles freut sich der Zeit,
Die verjüngt, erneut,
Widerschein der Schöpfung blüht
Uns erneuernd im Gemüt.
Alles neu, frisch und frei
Macht der holde Mai.
Hermann Adam von Kamp
Die Maifeste
Die fröhlichen Frühlingsfeste zu Beginn des Monats Mai haben eine alte Tradition. Dabei finden sich ungewöhnlich viele Symbole für Liebe, Erotik und Fruchtbarkeit. Im römischen Reich feierte man das Fest der Blumengöttin Flora, die dem Kreis der Korngöttin Ceres entstammte. Die Floralia dauerten 6 Tage und wurden mit großen Spielen gefeiert. Bei den Kelten hieß das Maifest Beltane oder Beltaine (Feuer des Bel). Der Gott Belenos (ger. Baldur – Lichtgott) begann mit diesem Fest seine Sommerherrschaft.
In vielen Gegenden lebt bis heute der Brauch des Maibaums am 1. Mai. Bereits in Urkunden des 13. Jahrhunderts wird dieser Brauch schon als alt und traditionell bezeichnet. Der Maien soll durch die sichtbare Frühlingskraft seiner grünen Zweige Fruchtbarkeit und Gesundheit bringen und alles Böse fernhalten. Man nutze dazu einzelne Zweige oder auch ganze Bäumchen. Meist waren es Birke, Fichte, Tanne oder auch Linde. Ein besonders beliebter Maibaum war die Birke, die als Verkörperung des Frühlings galt.
Der große Dorfmaien wurde vom ganzen Dorf vor Sonnenaufgang aus dem Wald geholt. Beim Fällen waren ganz bestimmte Sprüche und Bräuche nötig. Man nahm eine Birke oder Tanne, der man die obersten Äste ließ und sie mit Blumen, Kränzen und Bändern geschmückt, dann in der Dorfmitte aufstellte. Manchmal hing man Esswaren daran auf und die jungen Dorfburschen kletterten im Wettstreit hoch und versuchten, etwas davon zu ergattern.
Zum Tanz berauschte man sich mit Kräuterweihen (Maibowle) und Bieren (Maibock).
Ich wünsche Ihnen inspirierende, segensreiche Maienfeste!