(Viscum album) mit Rezepten
Die Mistel war die Zauberpflanze der keltischen Druiden und ist heute ein wichtiges Heilmittel in der Behandlung von Bluthochdruck und Krebs.
Die keltischen Bewohner eines kleinen gallischen Dorfes wehrten sich mit Hilfe eines Zaubertrankes, der sie unbesiegbar machte, gegen die zahlenmäßig überlegenen römischen Legionäre. Der Trank verlieh den Galliern magische Kräfte und sorgte bei den Römern für zerbeulte Helme. Das Geheimnis des Zaubertranks kannte nur der Druide Miraculix. Er erntete dafür in regelmäßigen Abständen mit einer goldenen Sichel Misteln der Eiche.
Namen: Donarbesen, Omnia sanantem (Heil aller Schäden), Hexenbesen, Leimmistel, Vogelmistel, Vogelkraut
Pflanzenfamilie: Viscum album gehört zur Familie der Sandelholzgewächse, sie wird aber auch manchmal einer eigenen Familie, den Mistelgewächsen, zugeordnet. Weltweit kennen wir 70 Arten.
Signatur: Von den Druiden wurde die Mistel als Himmelskind gesehen und durfte, sofern man ihre Magie und Allheilkraft bewahren wollte, nie die Erde berühren. Das tut sie auch nicht, die Mistel berührt nie die Erde. Sie lässt sich von einem Vogel durch die Luft transportieren. Die Mistelbeeren werden von Vögeln gefressen, vornehmlich vom Eichelhäher oder der Misteldrossel, bei uns in erster Linie von der Mönchsgrasmücke. Die Mistelembryonen landen dann mit dem Kot des Vogels auf einem Baumast. Wenn es ein Baum ist, auf dem die Mistel wachsen kann, muss Licht auf den Samen fallen, damit er keimen kann. Die Mistel bildet dann ein „Haustorium“, einen Schlauch, mit dem sie sich an die Rinde des Baumes heftet. Dieses Haustorium dringt durch die Rinde des Baumes und treibt Wurzeln in die Saftgefäße des Baumes, der sie ab da ernährt. Nach Ausbildung des Haustorium bildet die Mistel Blätter, die alle gleich aussehen und sich gabelförmig verzweigen. Die gelbgrünen Blätter haben eine ledrige, länglich-zungenartige Form, sie sind ganzrandig und stehen sich immer zu zweit gegenüber. In den obersten Blattachseln entstehen von Februar bis April drei bis fünf unscheinbare Blüten, die fruchtig riechen. Im November und Dezember entwickeln sich aus den weiblichen Blüten einsamige weiße Beeren. Der in den Früchten enthaltene Samen wird von den Vögeln (v.a. Amseln und Drosseln) verbreitet. Zum einen über den Kot, zum anderen dadurch, dass die Vögel den klebrigen Schleim immer wieder an den Zweigen und Ästen der Bäume vom Schnabel abwetzen. Der zähe Schleim sorgt dafür, dass die Samenkörner dabei an der Unterlage kleben bleiben. An diesen Stellen keinem dann die nächsten Pflanzen. Eine geniale Strategie!
In den ersten Jahren wächst die Mistel nach oben, wobei sie sich V-förmig verzweigt. Im dritten Jahr zeigen sich die ersten Blütenansätze, ab dann verändert sie ihre Form. Genau 28 Tage lang (einen Mondzyklus lang) beginnen die einzelnen Sprosse langsam nickende Bewegungen auszuführen (diese Bewegungen wurden in Zeitrafferaufnahmen entdeckt) und einen Kugelbusch zu formen. Ab diesem Augenblick kümmert sich die Mistel nicht mehr darum, wo die Sonne steht oder darum, wo der Erdmittelpunkt ist. Sie hat ihr Zentrum ganz in ihrem Inneren und entfaltet ihren eigenen Rhythmus. Sie kann sich unter der Rinde verbreiten und an entfernten Stellen neue Mistelkugeln bilden. Das Wachstum der Mistel erinnert stark an das Wachstum eines Tumors, der ebenso, ohne sich an die Gesetze des Wachstums im Körper zu halten, wächst und über das Blutgefäßsystem Metastasen setzen kann.
Volksheilkunde & Brauchtum: Als immergrüne, im Winter fruchtende Pflanze wurde das „Wintergrün“ in germanischen Gebieten zur Wintersonnenwende, der Zeit kurz vor Weihnachten, ins Haus geholt. Sie war wie auch die Tanne, ein Symbol für die Hoffnung auf einen neu erwachenden Frühling und die Fruchtbarkeit der Erde. Im Volksmund heißt es, dass man sich unter Misteln küssen solle. Die Wurzeln dieses Brauches reichen zurück in die Zeit des alten Babylon, in dem die Göttin Melitta verehrt wurde. Im Laufe ihres Lebens musste sich jede Frau einmal der Tempelprostitution hingeben. Wenn sie bereit war, setzte sie sich im Tempel der Melitta unter einen Mistelzweig und gab sich im Dienste der Göttin demjenigen hin, der ihr symbolisch eine Münze zusteckte. Kinder, die aus solchen Verbindungen erwuchsen, galten natürlich als Halbgötter.
Mistel & Fruchtbarkeit: Dass die Mistel eine uralte Symbolpflanze der Fruchtbarkeit ist, verwundert nicht, da sie ganz gegen den Rhythmus der Natur, mitten im Winter fruchtet. Wenn die übrige Natur in totenähnlichem Schlaf liegt, ziehen sich die Vegetationsgeister in die Immergrünen zurück. Da die Mistel immergrün ist und noch dazu um die Wintersonnenwende fruchtet, birgt sie dem Volksgauben zufolge auch einen stärkeren Fruchtbarkeitsgeist in sich als andere Pflanzen. Man sprach ihr auch schutzmagische Kräfte zu. In der Volksmedizin wird die Mistel bei unerfülltem Kinderwunsch eingesetzt, vermutlich geht dieser Gebrauch auf die Kelten zurück, bei denen die Mistel eines der vier Sonnensymbole war und als Allheilmittel verehrt wurde.
Eine Studie der Uni Klinik Heidelberg aus den 90er Jahren ergab, dass die Mistel als Injektion (Helixor M = Mali = Apfelmistel) verwendet, auch in der Myomtherapie bei Myomen bis 4 cm und bei Patientinnen mit Endometriose gute Erfolge zeigte. Einige Endometriose-Patientinnen mussten die Mistelkur vorzeitig abbrechen, da sie schwanger wurden, was bei Endometriose-Patientinnen als das Beste überhaupt gilt.
Mit dieser schutzmagischen Pflanze möchte ich Ihnen eine ruhige und besinnliche Adventszeit wünschen!
Ich werde Sie schon am 25. Dezember abholen, um Ihnen den Zauber der Rauhnächte etwas näher zu bringen. Wir betrachten dann, warum ist die Zeit zwischen Wintersonnenwende und Dreikönigstag so außergewöhnlich ist und warum sich auffallend viele Bräuche und Geschichten um diese Tage ranken. Freuen Sie sich auf diese besondere Zeit zwischen den Jahren!