Nachtkerze

(Oenothera biennis) mit Rezepten

Die Nachtkerze stammt ursprünglich aus Nordamerika. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam sie als „blinder Passagier“ an Bord eines Woll-Frachtschiffes auf europäischen Boden. Die Wolle war mit Erde bedeckt worden, damit der Seewind sie nicht wegblasen konnte und darin befanden sich Unmengen von Samen der Nachtkerze. Bald darauf wuchsen unzählige Nachtkerzen in der Umgebung englischer Hafenstädte. Der Eisenbahnbau trug zu ihrer Verbreitung bei, denn Bahndämme aus Schotter und Sand bieten einen idealen Standort für die Nachtkerze.

Die Indianer Nordamerikas verwendeten die Nachtkerze schon seit langem als Heilpflanze. Sie zerstampften die Samen zu einem Pflanzenbrei und nutzten ihn bei Hautausschlägen oder zur Hautpflege. Auch heute noch verkochen die Indianer das Kraut mit Honig zu einem Hustensirup oder bereiten Breiumschläge, die sie auf Wunden, Prellungen oder Quetschungen legen. 1649 berichtet der britische Arzt und Botaniker Nicholas Culpepper über die Anwendung der Nachtkerze bei Frauenleiden und zur Wundheilung. Erst die moderne Forschung entdeckte die Heilkräfte des Samenöls, dem Lieferant der wertvollen Gamma Linolenäure für die Behandlung von Hauterkrankungen.

Botanik

Die Nachtkerze gehört zur Familie der Nachtkerzengewächse, die mehr als 20 Gattungen umfasst. Als Verwandte kennen Sie vielleicht das Weidenröschen, die Fuchsie oder das Hexenkraut. Inzwischen ist die Nachtkerze in ganz Europa bis weit nach Asien verbreitet. Sie wächst bevorzugt auf trockenen, steinigen Böden, Steinbrüchen und an Bahndämmen und neuerdings auch in vielen Gärten.

Die Nachtkerze ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr entwickelt sie eine fleischige Pfahlwurzel, eine dichte Blattrosette mit länglichen, verkehrt eiförmigen bis lanzettlich zugespitzten Blättern, die eine auffällig rosa glänzende Mittelrippe tragen. Erst im zweiten Jahr bildet sich ein kräftiger bis 150 cm hoher Blütenstängel, der an der Spitze eine reichblütige Traube mit vielen, bis zu 5 cm großen, Blütenknospen entwickelt.

Tagsüber wirkt die Pflanze unscheinbar, doch kurz vor der Dämmerung beginnt das einzigartige Schauspiel: Die Blüten öffnen sich innerhalb weniger Minuten – man kann dabei zusehen. Zuerst stellen sich die 4 Blütenblätter wie Windmühlenflügel auf und breiten sich anschließend in einer weichen Gebärde zu einer offenen Schale aus. Die Blüten leuchten die ganze Nacht hindurch strahlend gelb, fast fluoreszierend. Sie duften leicht nach Vanille und locken damit Nachtfalter an, die sich an ihrem Nektar laben und die Blüte bestäuben. Am nächsten Tag fällt die Blüte ab. So bilden sich den ganzen Sommer unzählige Knospen.

Die Nachtkerze

    Leuchtend gelb erfreut sie uns
Ihr Duft ist feinst von Süß
Ein wenig nach Vanille
Die Pracht entfaltet sie zur Nacht
Wenn’s dunkel wird und stille

Die meisten Menschen ahnen nicht
Wozu der ganze Putz
Da man doch zu Bette geht
Für Schwärmer, Eulen, Spanner
Damit auch deren Welt sich dreht

Wenn’s hell wird ist die Pracht vorbei
Die Blüten hängen schlapp herab
Sie fallen welkend nieder
Die Knospen schlafen in den Tag
Doch dunkelts,
Dann leuchtets, duftets wieder.

Phil Sternpark

Heileigenschaften

Der Schatz der Pflanze verbirgt sich in den vierkantigen Fruchtkapseln: Sie enthalten je 200 schwarzbraune Samenkörnchen, 1-2mm groß, aus denen das hochwertige Samenöl mit der wertvollen Gamma Linolensäure gewonnen wird. Nachtkerzenöl ist eine große Kostbarkeit, denn es sind ungefähr 20 000 Samen nötig, um ein einziges Gramm Gamma-Linolensäure daraus zu gewinnen.

Gamma Linolensäure wirkt v.a. entzündungshemmend und unterstützt das Immunsystem.

Nachtkerzenöl wird v.a. bei Erkrankungen eingesetzt, die mit einem erhöhten Bedarf oder einem Mangel an Gamma Linolensäure verbunden sind. Warum?

Eine Hauptaufgabe der Gamma Linolensäure ist die Bildung von Prostaglandinen, das sind hormonähnliche Stoffe, die an der Steuerung fast aller Organe und Lebensfunktionen beteiligt sind. Prostaglandine sind notwendig für die Regulierung von Herz-Kreislauf-System, Blutdruck, Cholesterinspiegel, Immunsystem und die Wirksamkeit des Insulins. Auch an der Zellentstehung, am Zellwachstum und am der Erhaltung gesunder Haut ist Prostaglandin beteiligt. Zudem übt es eine regulierende Wirkung auf die weiblichen Sexualhormone aus.

Daher wird die Nachtkerze z.B. verwendet bei: Neurodermitis, Asthma bronchiale, Allergien, Hyperaktivität bei Kindern, in manchem Fällen der Multiplen Sklerose, entzündlich-rheumatischer Arthritis, Herz-Kreislauferkrankungen, lokal bei trockener Haut.

Tagesdosis: Die Wirksamkeit liegt bei 240-320 mg pro Tag nach längerer Einnahme (4-12 Wochen).

Verwendung als Öl: innerlich in Form von Öl-Kapseln oder als pures Öl; äußerlich als Pflegeöl.

Teezubereitungen sind nicht üblich.

 

Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden, segensreichen Oktober!

Nachtkerzenöl-Bad

„Pflegebad mit Nachtkerzenöl“

Nachtkerzenöl beruhigt und reguliert trockene, gereizte oder schuppige Haut; es lindert Hautallergien und Ekzeme, und es versorgt die Haut mit essentiellen Omega-6-Fettsäuren und Vitaminen.

1-2 Kapseln Nachtkerzenöl

Badeanleitung

  • 1-2 Kapseln Nachtkerzenöl ins laufende Badewasser geben
  • Dabei schwimmt das Öl als Fettschicht auf der Oberfläche und legt sich als schützender Film über die Haut.
  • Bitte nicht abtrocknen und das schützende Öl abreiben, sondern nackt „trockenlaufen“.

 

 

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