Die Rauhnächte

Die Rauhnächte mit Rezepten

Die Rauhnächte – die Zeit zwischen den Jahren, die „Anderszeit“

Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Zeit der Rauhnächte. Manchmal beginnen sie am 21. Dezember und enden am Vorabend des 2. Jänner. Sehr häufig werden die Nächte aber von Mitternacht des 25. Dezember bis Mitternacht des 5. Jänner gezählt.

Wieso nennen wir sie „Zeit zwischen den Jahren“?

Kalendermäßig stellen die 12 Nächte die Anzahl der Nächte dar, die den Unterschied zwischen dem alten Mondjahr (365 Tage) und dem Sonnenjahr (354 Tage) ausgleichen. Diese Nächte zählen weder zum alten Jahr noch zum neuen Jahr, sondern waren eine magische Zwischenzeit, in der alles still stand und die Tore zu den anderen Welten offen standen. Diese Nächte waren der Namensgeber für Weihnachten, das Fest „zu den geweihten Nächten“.

Die Zeit der Ahnen

In dieser Zeit ist nichts wie sonst. Es gelten andere Regeln. Nach germanischer Vorstellung öffneten sich die Tore zur Anderswelt, der Welt der Ahnen Geister und Götter, der Mythenwesen und entließen deren Bewohner auf die Erde. Hexen, Geister und die Seelen der Verstorbenen waren in dieser Zeit angeblich besonders aktiv. Der Winter und insbesondere diese 12 Nächte waren eine wichtige Zeit des Ahnengedenkens. Man brachte den Ahnen und Geistern Opfer dar, ließ den gedeckten Tisch stehen, ließ in den Schlafkammern ein Bett frei. Der Besuch der Ahnen und Geister war sehr erwünscht, denn man versprach sich davon Segen.

Die Zeit der Stille

Andere Bräuche beschreiben, dass in diesen 12 Tagen und Nächten die Räder still stehen mussten, es durfte keine Wäsche gewaschen werden. Auf die heutige Zeit übertragen könnte man das Rad als Gedankenrad sehen, das einmal still stehen sollte oder als die Mühlen des Alltags, die Routine. Die Anderszeit als Anregung nehmen, einmal das nicht tun zu müssen, was einem schwer fällt oder was man als belastend empfindet, z.B. immer am Handy erreichbar sein. Es durfte auch sonst keine Arbeit verrichtet werden, denn es war die Zeit des Innehaltens, die Zeit des Zusammenseins mit Familie und Freunden, die Zeit der Orakelbräuche. In den bäuerlichen Regionen fand man Zeit für die Familie, da es auf Grund der langen Dunkelheit – es ist die Zeit der längsten Nächte nach der Wintersonnenwende – im Freien kaum Arbeit gab.

Die raue Zeit

Warum wir von Rauhnächten sprechen ist für uns heute schwer vorstellbar. In einer Zeit, in der wir in bestens geheizten Räumen, mit jederzeit verfügbarem, warmem Wasser für ein heißes Bad und prall gefüllten Kühlschränken leben, kann man sich nur noch schwer in frühere Zeiten versetzen. Zeiten, in denen die Menschen in einfachen Holzhütten wohnten, unter deren Dächern man die Balken ächzen hörte, wenn der Sturm ums Haus fegte und in denen man zuweilen fürchtete, mit den kargen Essenvorräten nicht das Auslangen zu finden oder nicht genug Holz zu haben, um an der kleinen Feuerstelle den kalten Winter zu überleben. Zudem fanden sich die Menschen von umherziehenden Räuberbanden und Heeren bedroht, die mordeten und plünderten. Eine wirklich extrem raue Zeit, vor allem im Winter, wenn man im Haus gewissermaßen festsaß.

Die Zeit der Segnung

Es entwickelten sich eine Vielzahl von Bräuchen, um diese Zeit zu überstehen und ihr damit sogar einen eigentümlichen Segen abzugewinnen. Das Räuchern in den Häusern und Ställen hat sich bis heute als Brauch der Rauhnächte erhalten. Der Rauch der Kräuter und Harze, zum Beispiel des Weihrauchs, reinigt die Räume und vertreibt negative Kräfte. Besonders am 6. Jänner, dem letzten Tag der Rauhnächte, hat sich dieser Brauch als Tradition erhalten, wenn die heiligen 3 Könige mit ihren Kräutern und Harzen (v.a. Weihrauch) durch die Städte und Dörfer ziehen, um das Feindliche und Düstere in den Häusern durch Räuchern endgültig zu vertreiben. Mit weißer Kreide bringen sie den Segen über den Eingangstüren an. Denn C+M+B steht nicht nur für Caspar, Melchior und Balthasar, sondern auch für Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus. Den unerwünschten Geistern spielt man damit übel mit, denn nach alter Überlieferung können die Geister die Farbe Weiß nicht sehen, ahnen nichts Böses, da aber der Segensspruch sie nicht hindurch lässt, stoßen sie sich die Köpfe an. Mit dem 6. Jänner ist die Zeit zwischen den Jahren beendet. Die Zeit des Dunkels ist vorbei, die Welt atmet auf und geht wieder zu ihrem gewöhnlichen Gang über, gereinigt und erneuert.

Die Zeit der Orakel

Untrennbar mit dem Winterbrauchtum verbunden ist das Losen und Orakeln. Man vertrieb sich die langen Winternächte mit Pendeln, Karten legen und verschiedenen Arten von Orakeln, sicherlich auch aus einer Unwissenheit heraus, die jeder Wendepunkt im Jahreskreis bei Menschen hervorruft: Wie wird das neue Jahr? Was bringt die Zukunft? Seit jeher dienten die 12 Rauhnächte dazu, sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Jede Rauhnacht entspricht einem Monat des kommenden Jahres. (25.12. – Jänner, 26.12. – Februar…. 5.1. – Dezember). Sich selbst und seine Umgebung und das Wetter beobachtend, kann man jeden Tag der Rauhnächte einem Monat des folgenden Jahres zuordnen. Schamanen, Heilkundige und Magier nutzten diese Zeit, um sich zurück zu ziehen und um Visionen und Eingebungen für ihr weiteres Wirken zu erhalten.

Die Zeit des Innehaltens

Es ist eine sehr „mondige“ Zeit. Eine dunkle Zeit, eine Zeit des Innehalten, der Muße, der tiefen Gefühle, eine Zeit der weiblichen Kräfte, des Fließens und Geschehenlassens. Eine Zeit, die sich von der aktiven, von der Sonne geprägten, männlich orientierten Zeit der Aktivität, des Handelns und Leistens des übrigen Jahres deutlich unterscheidet. Gerade in der heutigen Zeit, in der es immer schneller, immer lauter, immer gesteigerter und immer übermäßiger zugeht, ist es besonders wichtig, einer solchen „Mondzeit“ in unserem Leben Platz zu geben. Stille zulassen, Kerzenlicht statt Weißlicht sehen und die magische Wirkung des Geruches geräucherter Harze und Kräuter erleben, dies kann zu unglaublicher innerer Ruhe beitragen. Und es kann helfen, wieder Klarheit zu finden und zu erkennen, wohin wir eigentlich gehen wollen.

Zeit für Sich selbst nehmen

Mit dem Leben und Erleben alter Traditionen und Bräuche entsteht eine tiefe Verwurzelung, ein Zugang zum Urvertrauen. Denn Bräuche sind Magie!

Nutzen Sie heuer die Rauhnächte, um zur Ruhe zu kommen. Wenn sie zu Hause räuchern, können Sie das mit dem Gedanken tun, sich und ihr Umfeld von negativen Kräften, Altlasten oder nicht mehr Stimmigem zu befreien. Nehmen Sie sich täglich Ihr kleines und ganz persönliches Rauhnacht-Ritual vor. Räuchern Sie im Sommer gesammelte Kräuter oder kaufen Sie Räucherwerk. Es gibt heute ein großes Angebot an Räucherwerk, zum Beispiel in ausgesuchten Buchgeschäften mit entsprechender Literatur. Ziehen Sie sich für einige Minuten bewusst zurück, bauen Sie sich eine kleine Rauhnacht-Ecke, in die Sie sich in dieser Anderszeit jeden Tag zurückziehen, um loszulassen, um sich dem Mond zu widmen und um einfach SEIN zu dürfen.

Ich wünsche Ihnen eine heuer ganz ANDERE ZEIT, in dieser magischen Zeit der Rauhnächte. Möge Ihnen dieses Innehalten Kraft und Gesundheit im Neuen Jahr bescheren und Ihnen Energie für die Erfüllung Ihrer Wünsche geben! 

 

 

Räucher Brauch

Räucherung

Räuchern klärt den Geist, vertreibt „dicke Luft“ und reinigt die Atmosphäre. Es hilft, Altes loslassen und Neues beginnen. Viele einheimische Heilkräuter, Harze und Früchte können zum Räuchern verwendet werden: Fichten- und Tannennadeln, Wacholder, Baumharze, Salbei, Lorbeer, Lavendel, Johanniskraut, Beifuß, Schafgarbe, Thymian, Angelika, Rosmarin, Ysop u.v.a.

Verwendung eines Räuchergefäßes

Etwas Sand in einer (feuerfesten!) Räucherschale schützt das Gefäß vor Verschmutzung und Überhitzung. Räucherkohle-Tablette anzünden, in das Räuchergefäß legen und etwas durchglühen lassen. Soviel wie 3 Finger an Räucherwerk fassen können in die Vertiefung der glühenden Kohle streuen. Mit dem Räuchergefäß durch die Räume gehen. Anschließend ein Fenster öffnen und gut lüften nach der Räucherung, damit das „Alte“ abziehen kann.