(Rosa damascena) mit Rezepten
Das ganze Jahr über ist uns die Rose nah, auch wenn sie um Johanni mit der Hauptblüte ihren Höhepunkt hat. Die Rose gilt als die Königin der Blumen. In allen Bereichen des Lebens, sei es in der Liebe, der Kunst oder der Literatur, hat sie eine herausragende Bedeutung. Die Rose verlieh ihren Namen an eine ganze Familie: Rosaceae, die Familie der Rosengewächse, mit über als 2.000 Arten, zu denen neben den vielen Rosenarten auch Obstsorten wie Birne, Apfel, Aprikose, Erdbeere, aber auch Wildgehölze wie die Schlehe gehören.
Symbolik und Signatur
Bei eisiger Kälte am Heiligen Abend wird wohl in den meisten Kirchen der alte Choral „Es ist ein Ros entsprungen“ angestimmt, um damit des Erscheinens des Erlösers auf Erden zu gedenken. Das Bild der erblühenden Rose scheint ganz besonders geeignet zu sein, die Erfüllung unseres tiefsten Strebens zu symbolisieren. Nie aber wurde dieses Bild gewählt, um eine bloß äußere, materielle Erfüllung zu begleiten. Niemand würde einen erfolgreichen Vertragsabschluss oder einen Lottogewinn mit einer Rose verbinden, wohl aber die Erfüllung einer tiefen Liebe.
Immer scheint die Rose auf einen geistigen Aspekt hinzuweisen. Die Liebeslyrik ist voller Rosen, denn die Rose scheint aber gerade dort daheim zu sein, wo wir uns mit dem Ursprung unserer Seele zu verbinden suchen. Die Rose, deren Blüte aus einem dornigen Strauch hervorbricht, gehörte früher in jeden Klostergarten. Wunderschön finde ich auch die Beschreibung eines Dichters: „Man sieht in ihrer Hingabe an den Himmel bei gleichzeitigem standhaften Verwurzeltsein in der Erde ein Vorbild, das weitere Belehrung nicht nötig hat: „Dass die Rose dir zum Beispiel werde! / (…) Des Propheten Weisheit braucht sie nicht, / Denn sie lebt ja so wie jener spricht.“
Eine kräftige Heilpflanze ist die Rose nicht, ihre Wirkung ist subtiler Art: Ihre die Seele aufrichtende Wirkung kann sie zu einem wunderbaren Begleiter werden lassen, wenn man sich im Alltag zu verlieren droht oder sich abgespannt und erschöpft fühlt.
„Ein neues Leben wird den Geist beschwingen
So oft er riecht den süßen Duft der Rose.“
Die königliche Rose
Vom Rosenduft geht etwas „Königliches“ aus. Und tatsächlich wird die Rose ja die Königin der Blumen bezeichnet. Es ist aber nicht so leicht zu begründen, worauf das Königtum der Rose beruht. Es gibt größere Blüten, stärker duftende (man denke an den Duft der Lilien), buntere. Aber in der Rose verbirgt sich eine fühlbare Harmonie, die ihr tatsächlich eine herausgehobene Stellung verleiht. Ein Aspekt ist sicher auch, dass sie zwischen himmelsgewandtem Duft und tiefer Erdverwurzelung mit einem, Jahrzehnte überdauernden, verholzen Wurzelstock eine Mitte ausbildet, zwischen flüchtiger Erscheinung und nach Dauer strebender Verfestigung, zwischen zartem Verfliegen und knorriger Härte. Vielleicht kann sie den Menschen, der auch immer wieder neu die Mitte zwischen Extremen suchen muss, auf diesem Weg ein Stück begleiten. Sie kann helfen, die Hoffnung auf neues Blühen zu bewahren, wenn allzu lange nur dorniges Dickicht zu erleben war.
Die Heilkraft der Rose
In der Phytotherapie spielt die Rose – außer in ihrer Form als Hagebutte – heute fast keine Rolle mehr, dennoch möchte ich zwei ihrer Vertreter vorstellen, deren Wirkung ich genial finde:
Damaszener Rose: Rosa centifolia, Rosa damascena
Ihr Duft ist betörend. Wenn man sie in den frühen Morgenstunden sammelt – da duftet sie am stärksten – und an einem schattigen Ort trocknet, kann man sie zur Aromatisierung von Teemischungen verwenden. Ebenso kann man sie zur Herstellung eines Badesalzes verwenden, indem man sie schichtweise mit Salz in ein Gefäß füllt. Ein Bad mit diesem Badesalz ist nach einem anstrengenden Tag ein wahrer Balsam für die Seele.
Cistrose – Cistus – Ziströschen – Sonnenröschen – Felsenrose
Typische Merkmale: immergrüner Strauch, 5 Kronblätter, heckenrosenartig, stark aromatisch riechend
Inhaltstoffe: ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide
Wirkung: immunstimulierend, antiviral, entzündungshemmend, wundheilend
Die Cistrose blüht im Mai, Juni. Ihr Duft ist zwiespältig, faszinierend, verlockend und gleichzeitig abweisend. Und mit Zwiespalt, mit einem Riss im Inneren der verborgenen Gefühlswelt, an dem niemand gerne rühren will, nimmt die Cistrose den Kampf auf. Sie arbeitet im Unbewussten, mit dem was nicht von allein ans Licht des Tagesbewusstseins hervordringen will, weil es zu schmerzhaft wäre. Die Cistrose heilt jedoch nicht nur seelische Wunden, sondern ist auch ein Heilmittel für Wunden an der Haut.
Das Harz der Cistrose hat es in sich: Als Räucherwerk dient Labdanum von alters her der gesunden Beziehung zwischen Göttern und Menschen, und das daraus gewonnen ätherische Cistrosen-Öl wirkt magisch in die Tiefe unserer Seele. Die Blüte des Sonnenröschens stützt jene, die nicht allzu starke Nerven haben und leicht Herzklopfen und feuchte Hände bekommen, gerade auch Kinder.
Anwendung der Cistrose
Als Tee: immunstimulierend
Aromakunde: Hydrolat: als Mundwasser und allgemeines Wundreinigungswasser, ätherisches Öl von C. labdanum: nur in Spuren in eine Lotion geben, psychisch akut- labile Menschen sollten es meiden. Hilfreich vor weitreichenden Entscheidungen zur inneren Prüfung bei stabiler Seelenlage. Das Harz- Öl geht alte körperlich wie seelische Wunden an, um sie nachhaltig abheilen zu lassen. Es unterstützt – tröpfchenweise um eine klaffende Wunde herum geträufelt – dabei, dass sich die Wundränder alsbald zusammenziehen.
Aromatherapie: C. labdanum Öl: bei alten Seelentraumata (immer unter fachlicher Begleitung!), bei chronisch eitrigen Wunden
Ich wünsche Ihnen von Herzen einen kraftvollen, inspirierenden Sommer!