(Cheleidonium majus) mit Rezepten
Der Frühling bringt uns das Licht zurück und mit ihm die Frühlingspflanzen. Das Schöllkraut mit seinen goldgelben Blüten und seinem gelborangen Milchsaft ist im Jahreskreislauf eine der ersten „Heilpflanzen der Sonne“.
Ich möchte Ihnen anhand des Schöllkrauts als Licht- und Sonnenpflanze den Übergang in den Frühling etwas verkürzen.
Die Rückkehr des Lichtes: Ab Anfang Februar werden die Nächte spürbar kürzer. An Lichtmess ( 2. Februar) begannen einst die ersten Vorbereitungen für die Feldarbeit, denn die Vegetationsgöttin rüstete sich zur Wiederkehr, um die schlafenden Samen zu wecken. Das Ende des Winters war nicht mehr allzu weit weg. Seinen christlichen Ursprung hat Lichtmess in dem jüdischen Gesetz, dass Frauen nach der Geburt 40 Tage den Tempel nicht betreten durften, da sie als unrein galten. In den Kirchen wurden an diesem Tag Kerzen und Wachs geweiht, daher auch der Name Lichtmess(e).
Lichtmess: Die geweihten Kerzen entzündete man nur zu besonderen Anlässen, wie zu Geburtstagen, Hochzeiten, Sterbefällen oder bei schweren Gewittern. Sie waren schutzmagisch wirksam. An Lichtmess wurden kleine Lichtschiffchen mit Kerzen und Wünschen ins fließende Wasser gesetzt und treiben gelassen. Ein schönes Ritual, das man auch selbst einmal probieren kann. Kinder haben große Freude daran, die Schiffchen, ob aus Nussschalen oder Papier, treiben zu lassen. Die Freude über die länger werdenden Tage spiegelten sich in vielen Lichtritualen. Die Kerzen wurden zur Verehrung Gottes und der Heiligen aufgestellt und dienten dabei als Opferkerzen. Lichtmess entwickelte sich zum Kerzenfest. So wie Jesus einst als „Licht der Welt“ geboren wurde, gaben die Germanen dem Anzünden der „Julkerzen“ eine vergleichbare Bedeutung. Das Licht sollte die Dunkelheit besiegen und die Sonne zur Rückkehr bewegen.
Sonnenkräfte: Von allen kosmischen Kräften beeinflusst uns die Sonne am meisten. Sie ist das mächtigste Gestirn am Firmament. Nur der Mond, das Licht der Nacht, beeinflusst ähnlich intensiv das irdische Leben. In der griechischen Mythologie sind Sonne und Mond Zwillinge, die sich gemeinsam die Welt teilen. Sie sind ein Symbol für die Polarität des Lebens: Tag und Nacht, Wärme und Kälte, Bewegung und Ruhe. Die Eigenschaften, nach denen wir suchen müssen, um den universellen Geist der Sonne zu finden, sind Wärme, Licht und Rhythmus. Entdecken wir diese in den Naturreichen, dann haben wir die Heilmittel der Sonne gefunden. Die Farben, die wir der Sonne zuordnen, sind v.a. gelb bis gold-orange. Wir finden sie in allen Naturreichen wieder, in den Blüten vieler Pflanzen, wie Johanniskraut, Ringelblume oder Schöllkraut, aber auch im Gold, im Schwefel oder im Bernstein und nicht zuletzt in der Biene und im Honig.
Sonnenpflanze Schöllkraut: Man trifft das Schöllkraut seit Menschengedenken in der Nähe des Menschen an, im Umfeld von Häusern und Siedlungen. Bei den Germanen zählte das Schöllkraut zu den heilkräftigen Zaunkräutern, in denen ein wohlwollender Hausgeist beheimatet ist. Die einfache und genügsame Pflanze begleitet uns bis an die Haustür, wo es sich in den Ritzen von Mauern und Steinen ansiedelt. Das Schöllkraut ist ganz dem Licht zugewandt und blüht im gesamten Sonnenhalbjahr. Seine Blüten sind gelb und haben eine besondere Wirkung auf das Sonnenorgan Auge. Weil Schwalben das Kraut ihrem noch blinden Nachwuchs ins Nest tragen, lautete bereits im 11. Jahrhundert ein Vers der Ärzteschule von Salerno: „Schöllkraut ist den Augen gsund, das tun uns die Schwalben kund“. Früher wurde das „Schwalbenkraut“ volksmedizinisch in Wasser gesotten und wie eine Art Augendampfbad angewendet.
Wär nicht das Auge sonnenhaft,
die Sonne könnt´es nie erblicken.
J. W. v. Goethe
Verwendung: Heute verwendet man Schöllkraut homöopathisch als Augentropfen ( z.B. Cheleidonium comp. Augentropfen von Wala). Verwendet werden diese Tropfen v.a. bei trockenen Augen, aber auch bei Virusinfektionen mit Augenbeteiligung, da Schöllkraut auch antimikrobielle Eigenschaften besitzt. Weiters ist Cheleidonium ein wichtiges Homöopatikum bei rechtsseitiger Migräne in Zusammenhang mit Leber- und Gallenstörungen.
Signatur & Wirkung: Doch nicht nur die Blüten lassen das Sonnenhafte erkennen. Bricht man eine Blatt oder den Stengel ab, dann quillt ein orange-gelber Milchsaft hervor, der von alters her bei Warzen eingesetzt wurde. Ein gewisser therapeutischer Effekt wird postuliert. Die gelbe Farbe stammt von galletreibenden Alkaloiden. Die Alkaloide zeigen eine spasmolytische Wirkung mit direktem Angriffspunkt an der glatten Muskulatur v.a. der Gallenwege und Bronchien. Gelbe Blüten und gelber Milchsaft deuten dem Signaturkundigen bereits an, dass Schöllkraut die Gelbsucht heilt. Bei Leber-Galleerkrankungen sind Schöllkrautextrakte Gold wert. Das war bereits in der Antike bekannt und bestätigt sich auch in neuerer Zeit. Eine derart sonnige Pflanze erhellt natürlich auch die Stimmung. Speziell bei Leberdepressionen, die meist mit Erschöpfungszuständen, sowie Schlafstörungen zur Leberzeit zwischen ein und drei Uhr nachts einhergehen, ist Schöllkraut besonders hilfreich.
Darreichungsformen: als Tee, Tinktur oder homöopathische Zubereitung.
Mit diesen Gedanken an Sonne und Licht verkürzt sich vielleicht die Zeit der Dunkelheit noch ein wenig. Denn es dauert nicht mehr allzu lange – am 21. März feiern wir bereits die Tag- & Nachtgleiche.