Spitzwegerich

(Plantago lanceolata) mit Rezepten

Im März, wenn die Entschlackung nach der Faschingszeit dringend notwendig ist, gehört eine Pflanze sicher dazu: Die Goldrute. Diese Pflanze habe ich bereits hier beschrieben und ich bitte Sie daher einfach, sich mit dem Pflanzenportrait die Heilkräfte der Goldrute für Niere und Blase wieder in Erinnerung zu rufen. Heute möchte ich Ihnen den Spitzwegerich vorstellen, dessen Blätter auch in die Neunkräutersuppe am Gründonnerstag gehören und der sicher vielen von Ihnen in der Zeit der Bronchialinfekte schon gute Dienste erwiesen hat.

Herkunft und Geschichte 

Spitz- und Breitwegerich stammen ursprünglich aus Eurasien. Weil ihre Samen im feuchten Zustand sehr klebrig sind, haften sie an Füßen und Wagenrädern und wurden so in andere Gegenden getragen. Als der Breitwegerich in Nordamerika ankam, nannten ihn die Indianer „Fußstapfen des weißen Mannes“. Der naturwissenschaftliche Name leitet sich vom Lateinischen „planta“ (Fußsohle ) ab, weil er als „Trittpflanze“ dort gedeiht, wo der Boden durch Fußspuren und Wagenräder verdichtet wurde.

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) mit seinen schmalen Blättern ist keine Trittpflanze, er gedeiht direkt auf der Wiese. Er ist auch die Wegerich-Art, die hauptsächlich medizinisch verwendet wird.

Erste Nachweise über die medizinische Verwendung von Spitzwegerich lassen sich bis in die Steinzeit verfolgen. Seit alters her wurde er eingesetzt für blutstillende Kompressen, mit Honig vermengt zur Reinigung von Wunden, als Saft zur Spülung entzündeter Mundschleimhaut, bei Zahngeschwüren oder als Umschlag bei wunden Füßen.

Heute wissen wir um die antibiotische Kraft der frischen Pflanze, die Bakterien in einer Intensität hemmt, die sogar mit Penicillin verglichen werden kann. Mangels Antibiotika therapierten viele Ärzte im Zweiten Weltkrieg infizierte Wunden mit Zubereitungen aus Sitzwegerich. Der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle schrieb: „…wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss“.

Botanik

Der Wegerich gehört zur Gattung der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und bevorzugt die frischen, nährstoffreichen Böden von Fettwiesen und Weiden, aber auch Parkrasen. Die Blätter, die aus einer Rosette entspringen, sind lanzettlich-spitz und haben 3-7 parallel verlaufende Blattnerven, die deutlich sichtbar sind und dem Blatt seine charakteristische Erscheinungsform geben. Von Mai bis September stehen auf langen Stielen walzenförmige Blütenähren, bräunlich und 2-3 cm lang, mit winzigen Zwitterblütchen.

Inhaltstoffe

Schleim, Gerbstoffe, Flavone, Aucubin, Mineralstoffe, Vit A, C, K

Wirkung

Die Schleimstoffe der Pflanze wirken reizmildernd; sie überziehen die angegriffenen Schleimhäute mit einer Schutzschicht, bewahren sie vor neuen Angriffen von außen und lassen die Schleimhäute abheilen. Die Gerbstoffe helfen mit ihrer zusammenziehenden Eigenschaft, die Entzündung einzudämmen; sie entziehen den Bakterien auf den Schleimhäuten die Nährstoffe, fördern die Abheilung entzündeter Hautregionen, wirken blutstillend und leicht schmerzstillend. Die enthaltene Kieselsäure festigt das Bindegewebe und sorgt für eine Steigerung der Abwehr; Zink unterstützt die Wundheilung.

Anwendungen

Innerlich: bei allen Lungen und Bronchialleiden, v.a. in der Kinderheilkunde, bei Reizhusten.

Äußerlich: Entzündungen des Mund- und Rachenraumes. In der Volksmedizin zur Linderung von Insektenstichen, bei kleinen Verletzungen, Sonnenbrand und entzündlichen Veränderungen der Haut.

Anwendungsarten

Tropfen, Tee, als Bronchial -Balsam (Weleda), Hustensaft (Weleda)

 

Eine sanfte Ironie der Natur:

Ein Blatt

In Form einer Lanze

Das heilt

Anstatt zu verletzen.

Claude Roggen

 

Wiesenapotheke

Brauchen sie eine blutstillende, keimhemmende, abschwellende, entzündungs-, schmerz- und juckreizstillende „Erste Hilfe“ bei Insektenstich, Brennnesselquaddeln, Hieb-, Stich- oder Schnittverletzungen?

Auf Wanderungen können Sie ihr „Notpflaster“ einfach pflücken: Zerreiben sie frische und saubere Spitzwegerichblätter zwischen den Fingern oder verknoten sie längere Blätter und quetschen sie sie zwischen den Händen durch kreisende Bewegungen aus. Nach 1 Minute haben sie 1-2 TL grünen Heilsaft in der Hand. Tupfen sie den Saft mehrmals hintereinander auf die betroffene Stelle.

 

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein kraftvolles Frühjahr!

Bronchial- und Hustentee

Bronchialtee (Aufguss)

Der heiße Aufguss des Bronchialtees befreit die Atemwege, löst Schleim und lindert Husten und Erkältung.

  • 20g Spitzwegerichblätter
  • 20g Huflattichblätter
  • 20g Fenchelsamen
  • 20g Bibernellwurzel
  • 20g Schlüsselblumenblüten

Den Tee 10 min ziehen lassen.

3 Wochen lang 3 x tgl. 1 Tasse schluckweise trinken.

 

Reizhustentee (Kaltauszug)

Der Kaltauszug mit Spitzwegerich lindert Hustenreiz, trockenen Husten und Halsweh.

  • 20g Spitzwegerichblätter
  • 20g Huflattichblätter
  • 20g Malvenböüten
  • 20g Königskerzenblüten

Die Teekräuter in kaltem Wasser ansetzen, 1 Stunde ziehen lassen. Schlückchenweise kalt oder nur leicht erwärmt trinken.

1 Woche lang 3 mal tgl. 1 Tasse trinken.

Rezept

  • Zutaten mischen.
  • Nach Anweisung – siehe oben – warm (Aufguss) oder kalt (Kaltauszug) zubereiten und ziehen lassen.

 

 

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