Wegwarte

(Cichorium intybus) mit Rezepten

Die Wegwarte macht ihrem Namen alle Ehre. Ihre himmelblauen Blüten begleiten uns an steinigen Wegrändern, an Landstraßen und Fußwegen.

Namen: Sonnenwende, himmelblauer Sonnenwirbel, Sonnenwedel (die Blütenköpfe sind lichtempfindlich und drehen sich nach der Sonne), Faule Gretl (Steiermark, Oberösterreich; die Blütenköpfe schließen sich um die Mittagszeit), Wegerechte, Zichorie.

Botanischer Name: Cichorium intybus – Korbblütler. Der Name leitet sich vom griechischen „kio“ (= gehen) und „chorion“ (= Feld) ab. Auch der botanische Name stammt aus dem Griechischen: „entomos“ (= eingeschnitten) wegen der Form der Blätter oder aber aus dem Lateinischen: „inkubus“ (= röhrenförmig), da der Stengel der Wegwarte hohl ist.

Vorkommen: Hauptverbreitung im Mittelmeerraum, auch Asien. Sie wächst v.a. entlang von Bahntrassen, Straßen oder Wegrändern. Feinstaub, Reifen oder Schienenabrieb, Autoabgase oder Herbizide können ihr kaum etwas anhaben. Dies beweist große Toleranz gegenüber Umweltgiften und eben darin offenbart sich auch ihre Heilwirkung, speziell bei Umwelterkrankungen. Die Wegwarte entzieht belasteten Böden die Metalle und reinigt auch unseren Körper tiefgreifend.

Verwendung: Man verwendet v.a. die Wurzel als Tinktur oder Tee. Aber auch die Blüten werden zu wunderbaren „Mondtinkturen“ verarbeitet, weiters wird die Wegwarte homöopathisch potenziert (Cichorium e planta tota 5% D3, D6 von Wala). Ihre Blätter finden Verwendung, denn die Zichorie ist reich an Bitterstoffen. Die Blüten machen sich wunderbar als Dekoration und können kandiert werden. Ende des 17. Jahrhunderts entstand die Verwendung als Kaffee: Frau von Heine, die an einem Gallenleiden litt, bekam Zichoriensud als Medizin. Um den Geschmack zu verbessern, kam sie auf die Idee, die Wurzel zu rösten – und der Zichorienkaffee ward geboren.

Heilwirkung: Die Wegwartenwurzel regt auf Grund ihrer Bitterstoffe die Verdauung und den Appetit an, reinigt die Bauchspeicheldrüse und stärkt die Leberfunktion. Nach Durchfallerkrankungen oder entzündlichen Darmerkrankungen, wenn viele Nahrungsmittel noch schlecht vertragen werden und Bauchweh verursachen, können die „Verwandten“ der Wegwarte, gedünsteter Chicorée oder Radicchio wertvoll und verträglich sein und eine Übergangsstufe zu einer umfassenderen Ernährung bilden.

Erntezeit: Das blühende Kraut erntet man im Juli/ August, die Wurzel kann ab September gegraben werden.

Volksheilkunde: Die Wegwarte ist die Symbolpflanze der Sehnsucht, hergeleitet von einem Märchen, das uns erzählt: Es war einmal eine Prinzessin, die hatte sich in einen armen Ritter verliebt. Doch den Ritter zog es fort, denn er musste auf Kreuzzug gehen. Zum Abschied begleitete ihn die Prinzessin noch ein Stück des Weges, ehe er davon ritt. Seither suchten die schönen blauen Augen der Prinzessin den Horizont ab. Als die Prinzessin von ihren Eltern gedrängt wird, wieder ins Königreich zurückzukehren, entgegnete sie: „Eh als ich lass das Weinen steh´n, will ich lieber auf die Wegscheid geh´n, eine Feldblume dort zu werden.“ Seither entfaltet die verwandelte Prinzessin ab der Sonnenwende jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang ihre himmelblauen Blüten.

Es steht eine Blume, wo der Wind weht den Staub,

blau ist ihre Blüte, aber grau ist ihr Laub.

Ich stand an dem Wege hielt auf meine Hand,

du hast deine Augen, von mir abgewandt.

 

Jetzt stehst du am Wege, da wehet der Wind,

deine Augen die blauen, vom Staub sind sie blind.

Da stehst du und wartest, dass ich komm daher.

Wegwarte, Wegwarte, du blühst ja nicht mehr.

Hermann Löns

Erntedank: Im Herbst werden die Nächte länger, die große Göttin rüstet sich für den Gang in die Unterwelt, um dort zur Wintersonnenwende das Sonnenkind zu gebären Da das Pflanzenwachstum im Herbst in die Ruhephase übergeht, finden sich nun nur noch wenige Pflanzenrituale. Lediglich das Ausgraben von Heilwurzeln spielt noch eine Rolle. Von allen vier Sonnenfesten ist der Herbstbeginn (22. September) das unbedeutendste, was vermutlich daran liegt, dass das Jahr erst seit jüngerer Zeit viergeteilt betrachtet wird. Der Herbst gilt als Zeit der Fruchtreife. Hierbei spielen geographische Lage und Klima eine Rolle und so waren die Erntefeste nicht an ein festliegendes Datum geknüpft, meist lagen sie jedoch im September/ Oktober. Die Getreide- und Heuernte ist eingebracht, nur Nüsse, Obst und Wein sind noch zu ernten. Die Herbstsaat wird ausgebracht und in den Alpenregionen beginnt der Almabtrieb, bei dem die Tiere bunt geschmückt ins Tal gebracht werden. Der Abschluss der Ernte und die Ankunft der Tiere boten Anlass zu Dank und Feier – den Erntedankfeiern.

Ich wünsche Ihnen einen duftenden, sonnen- und segensreichen Kräuterherbst!

Wegwarte Rezept

Schwermetall-Entgiftung

Die Teekur zur Schwermetall-Entgiftung sollte 2 Monate lang durchgeführt werden sollte, z.B. nach Entfernen von Zahnamalgam. Die Wurzeln der Wegwarte mobilisieren die Problemstoffe aus ihren Depots und begünstigen die Ausscheidung von Metallen über Harn, Schweiß und Stuhl. Auch wer keine Zahnsanierung macht, sollte diese Kur zweimal jährlich 4-6 Wochen machen.

Zubereitung

  • Angelikawurzel, Eberwurz, Klettenwurzel, Liebstockwurzel, Meisterwurz und Wegwartenwurzel zu gleichen Teilen mischen.
  • 2 gehäufte EL der Teemischung mit 500 ml kochendem Wasser überbrühen.
  • 10-15 min ziehen lassen.
  • Täglich den halben Liter für 2-6 Wo trinken.

Bitte beachten: Nicht geeignet für Schwangere und PatientInnen, die zu Gallenkoliken neigen. Bei starker Lichtexposition sollte man auf Angelikawurzel verzichten.

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