(Trifolium pratensae) mit Rezepten
Als eine der bekanntesten Pflanzen wächst der Rotklee unbeachtet vor unserer Haustür und ist doch ein Multitalent. Seine Namen lauten auch: Wiesenklee – Futterklee – Mattenklee – Ackerklee – roter Wiesenklee.
Rotklee findet Verwendung in Medizin und Naturheilkunde; in Garten und Landwirtschaft ist er aufgrund seiner Symbiose mit Knöllchenbakterien ein hervorragender Bodenverbesserer und Gründünger. Die an den Wurzeln lebenden Bakterien können Luftstickstoff in pflanzenverfügbare Stickstoffverbindungen überführen. Die Gattung Trifolium gehört zu den Schmetterlingsblütengewächsen. Ein wichtiges Erkennungsmerkmal offenbart sich im Gattungsnamen: Trifolium heißt Dreiblatt. Das Blatt setzt sich aus drei Fieberblättchen zusammen.
Pflanzengestalt
Der Artenname des Rotklees „pratensae“ bedeutet „auf der Wiese wachsend“. Der mehrjährige Rotklee wird 15-20 cm hoch; er ist ein Tiefwurzler, der bis zu einem Meter in die Erde wachsen kann. Sein kantiger Stängel ist behaart und manchmal rot überlaufen. Die langgestielten Blätter stehen wechselständig am Stängel und setzen sich aus drei rundlich eiförmigen Teilblättchen zusammen. Die Teilblättchen sind unterseits fein behaart, oberseits haben sie häufig eine helle V-förmige Zeichnung. Ab Mai beginnt die Blüte und dauert bis in den September. Viele kleine Einzelblüten vereinigen sich zu kugeligen Köpfchen. Diese sitzen an der Spitze des Stängels meist zu zweit und werden von den obersten Stängelblättern umhüllt. Die Blütenkrone besteht aus fünf miteinander verwachsenen Kornblättern: zuoberst die Fahne, seitlich die zwei Flügel und zuunterst das aus zwei Blättchen gebildete Schiffchen. Die Blüten duften zart nach Honig und sind sehr reich an Nektar. Eine Einzelblüte ist zwölf bis achtzehn Millimeter lang und kann deshalb nur von langrüsseligen Hummeln besucht und bestäubt werden. Die Honigbiene erreicht mit ihrem sechs Millimeter langen Rüssel den Nektar nicht und kann deshalb nur Pollen sammeln. Die rabiate Erdhummel, die ebenfalls einen kurzen Rüssel hat, beißt einfach seitlich ein Loch in die Röhre, um an den süßen Nektar zu gelangen. Diese Löcher werden ab und zu auch von Honigbienen genutzt.
Symbolik des Dreiblatts
Ohne Anknüpfung an das Göttliche war Heilkunde in früheren Zeiten nicht möglich. Die heilige Zahl Drei spiegelt sich in der Dreiblättrigkeit des Klees. Die Drei stand für die dreifache Göttin: jungfräuliche Göttin, fruchtbare Muttergöttin und greise Totengöttin. Analog dazu sah man das dreigeteilte Jahr, die drei sichtbaren Mondphasen und die drei Lebensabschnitte des Menschen. Im blühenden Klee vermutete man die Fußstapfen der keltischen Frühjahrsgöttin, schon allein deshalb wurde er zur Symbolpflanze für Glück, Fruchtbarkeit und Lebenskraft.
Im Christentum wurde der dreiblättrige Klee dann zum Sinnbild der Dreifaltigkeit. Der vierblättrige Glücksbringer ergibt sich aus der Seltenheit einer Mutation eines Klees mit vier Blättern, der schon seit Jahrhunderten als Glücksbringer im Spiel, bei Krankheit und auf Reisen galt. Er spielt auf die vier Elemente, die vier Himmelsrichtungen und die vier Jahreszeiten an. Er galt auch als Beschützer vor Hexerei und Zauberei. Dies wurde mit der Kreuzform der vier Blätter begründet, von der man glaubte, dass sie Böses abwehre.
Astrologisch untersteht der Klee, dessen honigsüße Blüten gerne von Kindern ausgesaugt werden, den weiblichen Planetenkräften Mond und Venus: Rotklee macht weich, weiblich, sinnlich.
Das vierblättrige Kleeblatt
Dort auf der grünen Wiesenflur
Hocken Fritz und Linchen:
Und hat der Klee drei Blätter nur,
So kriegt ihn das Kaninchen;
Doch trägt der Klee den Sonntagshut
Mit den vier Blätter-Ecken,
Bin ich ihm noch einmal so gut,
Will sorgsam ihn verstecken!
Ach, fänd ich nur ein einzig Stück,
Na, das ist doch wohl wenig!
Dann hätten wir das größte Glück
Und würden morgen König!
Du lieber, süßer, grüner Klee,
Hast wirklich deine Mucken:
Eh‘ ich heut so ein Vierblatt seh,
Da kann ich lange gucken!
Dort steht ein Stiel und da ein Stiel
O weh mein armer Rücken!
Er muss sich heute gar zu viel
Vergebens nach dir bücken!
Und denkst du, garst’ges Kleeblatt du.
Ich sei dein dummer Junge?!
Wenn du nicht willst, ei nun, wozu
Hab ich denn meine Zunge?!
Leck ich auch nur ein bisserl dran,
So hat dein Hut vier Spitzen!
Das vierte Blatt, das kleb ich dran-
Bis morgen wird’s schon sitzen!
Richard Schmidt-Cabanis
Wirkstoffe
Blühender Rotklee enthält hormonartig wirkende Isoflavone sowie Gerbstoffe, Asparagin, Cumarine, etwas ätherische Öle und Salicylsäure.
Heileigenschaften
Äußerlich erweichend, wundheilend, krebsfeindlich; innerlich östrogenartig, blutreinigend, krebsfeindlich, verjüngend, hemmt den Knochenabbau.
Verwendung in der Volksheilkunde
Äußerlich wurde er in Form von Teeumschlägen angewendet, bei Drüsenverhärtung und rheumatischen Schmerzen, aber auch zur Wundbehandlung und bei chronischen Hautkrankheiten (Ekzeme, Schuppenflechte). Innerlich nutzte man ihn zur Blutreinigung, bei Leber- und Gallebeschwerden und zur Appetitanregung. Der Tee aus den Blüten wurde auch bei Erkältung empfohlen.
Östrogenartige Wirkung
Der rote Wiesenklee ist heute noch eine beliebte Futterpflanze, deren hormonelle Wirkung den Milchbauern wohlbekannt ist. Als Futtermittel vermehrt der Rotklee die Milchleistung der Kühe. Diese hormonartige Wirkung erweist sich bei bestimmten Frauenleiden als sehr nützlich. In den Wiesenkleearten kommen nämlich ähnliche Wirkstoffe vor wie im Soja. Beide enthalten sogenannte Isoflavone, die als Pflanzenhormone (Phytoöstrogene) in den letzten Jahren große Bekanntheit erlangt haben. In den Untersuchungen erwiesen sich die Phytoöstrogene des Rotklees zudem als krebsfeindlich. Sie hemmen das Wachstum von hormonabhängigen Krebszellen und wirken daher einem Brust-, Prostata- und Gebärmutterkrebs entgegen. Außerdem steigern die östrogenartig wirkenden Isoflavone in den Wechseljahren das allgemeine Wohlbefinden, verbessern Scheidentrockenheit und beugen dem Knochenabbau vor. Innerlich und äußerlich angewandt, wirken die Rotkleeblüten verjüngend auf die Haut. Die enthaltenen Pflanzenhormone glätten die Haut, indem sie die Wasserspeicherkapazität der Hautzellen steigern. Dieser Effekt bewirkt, dass kleinere Hautfältchen zurückgehen und die Scheidenhaut wieder feuchter wird.
Darreichung und Handelsprodukte
Menoflavon Kapseln (Nahrungsergänzung: Melbrosin); Rotklee Urtinktur (Trifolium praetense Urtinktur: Spagyra)
Was sind Phytohormone?
Unter dem Begriff Phytohormone fasst man verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe mit hormonartiger Wirkung zusammen. Nur wenige Pflanzen enthalten tatsächlich Hormone. Ein Beispiel ist der Granatapfel, in dessen Samen man reines Östron fand, das mit den in den Eierstöcken gebildeten weiblichen Sexualhormonen völlig identisch ist. Allerdings handelt es sich beim Östron um ein relativ schwach wirksames Östrogen. Studien belegen jedoch, dass der Granatapfel um ein vielfaches höhere antioxidative Eigenschaften hat und somit krebsfeindlich wirkt, wie auch beispielsweise Grüntee.
Die Wirkungsweise der Pflanzenhormone ist jedoch sehr komplex. Hormonartig wirken hauptsächlich Isoflavone, sowie bestimmte Flavonoide, ferner Lignane und Coumestane. Heute bezeichnet man diese Phytohormone als selektive Östrogen bzw. Estrogen-Rezeptor – Modulatoren, kurz: SERM. Inzwischen wissen wir auch, dass es im menschlichen Organismus zweierlei Östrogenrezeptoren gibt, die sich in jeweils anderen Organen befinden und unterschiedliche Wirkungen vermitteln. Alpha-Estrogen-Rezeptoren kommen v.a. in der Gebärmutter, in der Brust und n der Leber vor und vermitteln sogenannte proliferative und entzündungsfördernde Effekte. Pflanzenhormone binden jedoch überwiegend an Beta – Estrogen – Rezeptoren. Diese finden sich v.a. im Darm, in der Prostata, im Knochengewebe und in den Gefäßwänden. Sie vermitteln entzündungshemmende und antiproliferative Effekte.. Inzwischen geht man sogar davon aus, dass Phytoöstrogene, die sich an Hormonrezeptoren binden, verhindern, dass die besetzten Estrogen Rezeptoren beispielsweise durch östrogenartig wirkende Umweltproblemstoffe stimuliert werden können, wodurch deren krebserregender Effekt ausbleibt. Die Existenz der unterschiedlichen Estrogen Rezeptoren erklärt auch, warum die Phytohormone einmal eine östrogenartige Wirkung und einmal eine anti-östrogene Wirkung haben. Vor der Menopause besetzen die Phytohormone nämlich Rezeptoren und verhindern, dass diese durch körpereigene Sexualhormone oder krebserregende Chemikalien stimuliert werden. Somit wirken Phytohormone vor dem Wechsel anti-östrogen. Wenn jedoch ab dem Wechsel die körpereigene Östrogenproduktion allmählich nachlässt, dann gleichen die östrogenartig wirkenden Pflanzeninhaltstoffe den Östrogenmangel auf sanfte Weise aus.
Die Phytohormone wirken jedoch um ein Vielfaches schwächer als die körpereigenen Sexualhormone. Es reicht jedoch nicht aus, die krebsfeindlichen und hormonell ausgleichenden Phytohormone einfach nur mit der Nahrung zuzuführen. Denn v.a. die Soja-Isoflavone liegen in inaktiven Vorstufen vor und es bedarf z.B. einer intakten Darmflora, um die Vorstufen aktivieren zu können. Das dürfte auch der Grund sein, warum manche Frauen sich durch den regelmäßigen Konsum von Sojaprodukten spürbar wohler fühlen und andere Frauen trotz konsequenter Einnahme von hochdosierten Isoflavonpräparaten keine Linderung ihrer Wechselbeschwerden erfahren.
Ich hoffe, Ihnen einen kurzen Einblick in die komplexe Wirkungsweise der Phytohormone gegeben zu haben und ihr Interesse an dieser so wunderbaren Therapiemöglichkeit in der Pflanzenheilkunde zu wecken.
Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden, segensreichen Juli!